Kapitulation
capitulation * surrender
Es gibt trotz der Vielfalt des Lebens und der Kräfte, die wir überall am Werk sehen, in Wirklichkeit nur eine Kraft und das ist die Urkraft, die alles hervorgebracht hat und die in allem wirkt. Es ist überall immer nur diese eine Kraft. Diese eine Urkraft wirkt auch in uns. Wenn wir also denken, wir täten etwas aus eigener Kraft, so ist das eigentlich eine Illusion, denn alles, was wir tun, tut diese Kraft durch uns.
Wenn wir das Leben so betrachten, kann eine schwere Last von uns abfallen. Wir brauchen uns nämlich keinen Vorwurf machen, wenn wir etwas nicht schaffen, genausowenig aber gibt es einen Grund, uns etwas einzubilden, wenn uns etwas sehr gut gelingt. Es liegt nicht an uns, denn entweder hat uns diese Kraft so gemacht, dass es zu unserer Natur gehört, etwas zu schaffen, was einem anderen vielleicht unmöglich wäre oder eben nicht. Unsere Aufgabe ist es eigentlich nur, uns dieser Kraft nicht entgegenzustellen, denn sonst geht es uns schlecht. Und dann kommen wir irgendwann an den Punkt, an dem wir erkennen müssen, dass wir nur mehr zwei Möglichkeiten haben, entweder kapitulieren vor dieser Kraft oder an ihr zugrunde gehen.
Wie wir "Kapitulation" kennen, als militärischen Begriff, nämlich die Kapitulation der Besiegten, das Eingeständnis der Niederlage, genau so ist auch die Kapitulation, von der hier die Rede ist, nur - diese Kraft ist nicht irgendeine der vielen Kräfte. Es ist die Kraft, die alles aus sich hervorgetrieben hat, auch uns. Und sie will logischerweise nicht unseren Untergang, sondern, von Anfang an unser Leben, unsere prachtvolle Entfaltung. Warum also sollten wir vor dieser Kraft nicht kapitulieren? Lassen wir sie doch endlich für uns arbeiten! Wir brauchen ihr nur folgen und das Leben gehört uns - aber natürlich nicht uns allein. Ohne Mitgefühl können wir dieser Kraft nicht folgen. Solange wir im Bann der Angst und der Paranoia stehen und in allen anderen nur Konkurrenten sehen können, die wir übertrumpfen müssen, um nicht unterzugehen, hat Mitgefühl keinen Platz. So lange müssen wir uns auch betäuben - bis das Leben uns zwingt, vor der Wahrheit zu kapitulieren. - Übrigens, immer, wenn ich mir, nachdem die Kraft gerade für mich gearbeitet hat, etwas einbilde auf "meine" Leistung, ist die Kraft auch schon weg und ich fühle mich miserabel, voll Angst und Paranoia und ich suche nach Betäubung, bis mir der Wahnsinn des Ganzen auffällt, weil er nicht mehr zu ertragen ist. Eine Weile nach meiner Kapitulation wundere mich mich dann immer über die neue Kraft. Daher weiß ich davon.
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